Dienstag, 12. Februar 2008

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Wer jetzt gedacht hat Sauna-Walter sei das Seltsamste, was mir diese Woche passieren könnte, der hat wohl geirrt. Inklusive mir selber natürlich.
Bei dieser Art von Arbeit sitzt man ja öffentlich zugänglich, für jedermann sichtbar und für jedermann erreichbar. Das hat nun Vorteile wie Nachteile. Der eindeutigste Nachteil ist, dass man oft als Adressat für Botschaften jeder Art missbraucht wird. Und da ist Sauna-Walter ein ganz armes Licht, wie ich heute feststellen durfte, denn Sauna-Walter hat noch nicht einmal eine Botschaft.
Folgende Situation:
Ich sitze an meinem Arbeitsplatz und versuche, mich auf mein trockenes Wissenschaftszeug zu konzentrieren, als meine Nase von einem Schwall übelriechender Alkoholausdünstungen attackiert wird. Ich sehe hoch und mein Blick fällt zuerst auf ein Paar sehr schmutzige Hände, wandert weiter nach oben und trifft auf den zu den Händen gehörigen Oberkörper. Der ist ebenso angeschmutzt wie die Hände und die Haare des Mannes sind zu langen Filzsträngen verdreht, in denen ich spontan die ein oder andere Population Milben und/oder Läuse vermuten würde.
Sobald ich ihm ins Gesicht sehe, beginnt er zu sprechen, aber ich verstehe ihn nicht. Er sagt so was wie:
"EsgibteinenneuenStaatsbefehl,nachts, da kommen immer Leute und machen sich an die FrauenundKinder ran und deswegen darf mandieSockennichtmehrwaschen. Also die Waschmaschinewegwerfen, denn WSMGL in den sockenbefindensichWaffen aufpassenaufdieWavesockenmachinegunsliga, ja?“
Er sieht mich an beugt sich runter und ich kann nicht anders als zurückweichen, denn er stinkt gewaltig nach Schnaps. Nicht dass ich was gegen Schnaps hätte, aber ich trinke ihn lieber, als dass ich ihn rieche, wenn andere ihn getrunken haben, und ich trinke auch nur gelegentlich mal einen Tequila mit Tabasco, und nicht täglich schon Korn zum Frühstück.
Dann flüstert er: „Mädchen, PASS AUF! Das ist ein neuer Staatsbefehl, Du musst aufpassen. Hör auf, Deine Socken zu waschen, und Dir wird nichts geschehen.“ Wahrscheinlich sollte ich jetzt Amen oder so was sagen, aber ich kann nicht, denn erstens nimmt mir sein Alkoholgestank den Atem und zweitens bin ich zu sehr damit beschäftigt, nicht zu lachen. Und ich will wirklich nicht lachen, denn ich weiß aus meiner Arbeit vor dem Studium, dass es kaum etwas Schlimmeres für einen Paranoiker gibt, als das Verlachen seiner Paranoia. Aber echt, es ist schwer. Ich scheine mich einigermaßen im Griff zu haben, denn er nickt triumphierend, macht mit der linken Hand so was wie den Vulkaniergruß und geht weg.
Die Frau, die hinter ihm gestanden hat, grinst und sagt: „Sowas passiert Ihnen vermutlich öfter, oder?“
Ich muss an Sauna-Walter denken, und daran, dass der Spinner mit seiner Sockentheorie mir doch noch lieber ist, als alle alten Säcke, die hier je aufgeschlagen sind. Zum einen ist er freiwillig wieder gegangen, und das macht ihn, trotz der ganzen Stinkerei und der durchgedrehten Verschwörungstheorie sehr viel erträglicher, und zum anderen ist er im Gegensatz zu Walter mit seiner Rente, dem sicheren Zuhause, der warmen Jacke und dem Bedürfnis sich unwilligen jungen Frauen aufzudrängen, wirklich bedauernswert und hilfebedürftig.
Tja, so ist das hier. An manchen Tagen bleibt einem nicht viel erspart, und an anderen kriegt man das Weltbild zurechtgerückt.

Also manchmal,
ARGH! stuff
ARGH!ARGH!!
dorm stuff
everyday stuff
heartstrings
interpersonal stuff
london stuff
menfolk-stricken stuff
Musik: An!
musing stuff
poppycock stuff
pub stuff
stöckchen stuff
yeahbaby!yeah!
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