Montag, 31. März 2008

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Letztens hatte ich doch Besuch von meinem alten Arbeitskollegen, von, naja nennen wir ihn Thorsten. Der ist ja, wie ich schon erzählt habe, drei Häuser weiter eingezogen, hat der Scholli ihr Auto gesehen und gedacht, er mag mal mit ihr schnacken. Ich dachte, na, wenn er sich schon die Mühe macht, mit mir Kontakt aufzunehmen, dann treff ich mich auch mal mit dem.

Nun muss man eins wissen: Ich war ja nicht immer Studentin. Ich bin nicht eine von denen, die 28 Semester studieren ohne einen Abschluss hinzukriegen und mit Mitte 30 immer noch an der Uni rumhängen und Gott und die Welt dafür verantwortlich machen, dass die blöde Magisterurkunde immer noch nicht an der Wand hängt. Nein, ich hab vorher was Ordentliches gelernt. In meinem erlernten Beruf habe ich auch noch einen Meisterbrief gemacht und als Betriebsleiterin gearbeitet. An der Stelle kommt Thorsten ins Spiel. Der hat mich kennen gelernt als ich einen Vollzeitjob, ein Vollzeitjobgehalt und Vollzeitjobstress hatte. Weil ich ein Vollzeitjobgehalt hatte, hatte ich eine Vollzeitjobsgehaltswohnung mit vielen Quadratmetern. Weil ich die Wohnung mit den vielen Quadratmetern hatte, aber nie Zeit, um mich darin aufzuhalten (wie bescheuert kann man eigentlich sein?) außer um sie mal sauberzumachen, hatte ich irgendwann eine ’Zugehfrau’, die zwei Stunden die Woche kam und mir meine tolle große Abteilungsleiterinnenangeberwohnung saubermachte, damit ich darin schlafen konnte. Eigentlich ging mir dieser ganze Kram mit zunehmender Berufsdauer auf die Nerven: Arbeiten, schlafen, genervt sein, Stress haben, Essen kochen, Zettel für die Putzfrau schreiben, Arbeiten.
Irgendwann beschloss ich, in allem etwas zu reduzieren, ihr wisst schon. Ein bisschen Tempo rausnehmen, zur Ruhe kommen, locker lassen. Stress abbauen. Dann lief mein Arbeitsvertrag aus, und ich musste mich entscheiden: Will ich das weitermachen?
Nö. Wollte ich nicht.
Ich krieg hier keine Luft mehr, ich geh kaputt, wenn ich weiter so eingesperrt bin, dachte ich.
„Der (hier beliebigen Familiennamen einsetzen)- Wahn setzt ein“, sagte die Verwandtschaft.
„Auch Du, Scholli?“ seufzte meine Mutter. Viele Mitglieder meiner Familie sind davon befallen. Vom Weg-Weh, dem Freiheitsdrang, dem Wanderblues. Manchmal, wenn ich hier in Köln genervt bin, denke ich, ich hätte es machen sollen, wie einer aus der Familie: Alles verkaufen und für unbestimmte Zeit auf die Malediven abhauen. Das war so ungefähr Ende der 70er, drei Jahre hat er ausgehalten auf seinem Inselchen. Angeblich kam er zurück, weil ihm die ersten Touristen die Aussicht vermasselten, aber ich könnte schwören, es war was anderes…
Wo war ich? Ja, die Arbeit, ich musste mich entscheiden, und ich entschied mich für…RICHTIG:
Nichts wie weg.
Jetzt bin ich hier in Köln und so langsam muss ich auch weiter. Aber das hat immer noch nichts mit Thorsten zu tun, nicht wahr? Thorsten hatte mich also als vollzeitgestresste Arbeitnehmerin mit entsprechender Wohnung, entsprechendem Einkommen und entsprechender Einstellung in Erinnerung.
Der kommt hier an, mustert meine saugemütliche 18 qm teilmöblierte Asiawohnheimsbude mit entsetztem Blick, und sagt in diesem unfassbar nasalen und herablassendem Tonfall, der einen insgeheim schon mal Maß nehmen lässt für einen saftigen Kinnhaken:

Scholli, nee, ehrlich, SO könnte ich aber nicht leben!

Tja. Ich schon. Und ich mag das sogar. Arschloch.

War wohl nix mit Sinnsuchern und Statussuchern, sauberer Argumentation und so weiter. Tut mir leid.

Also manchmal,
ARGH! stuff
ARGH!ARGH!!
dorm stuff
everyday stuff
heartstrings
interpersonal stuff
london stuff
menfolk-stricken stuff
Musik: An!
musing stuff
poppycock stuff
pub stuff
stöckchen stuff
yeahbaby!yeah!
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