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Der 4-tägige Besuch bei Freundin T. in London ist eigentlich eine eigene Reihe in der Rubrik London-stuff wert, aber heute beschränke ich mich auf
Den Abend, an dem wir chinese new year feierten und mit Essen beworfen wurden.
Es war Ende Januar 2004, als ich beschloss, Freundin T. zu besuchen. Die arbeitete seit einem knappen Jahr für eine renommierte Hoteliersfamilie, deren bekanntester Spross nach einer Gestalt der griechischen Mythologie, einer europäischen Hauptstadt, der Einbeerenfamilie oder dem Asteroiden Nr. 3317 benannt ist. (Ich persönlich finde die Einbeerenfamilie am schönsten: das Pflanzerl ist giftig und wird auch Sauauge oder Teufelsbeere genannt. Naja, das nur am Rande.)
Wie auch immer, Freundin T. jedenfalls saß seit einem Jahr in London und wollte besucht werden. Ich setzte mich denn auch in ein Flugzeug, T. sich ins Auto und wir trafen uns in Luton. Über die todesnahe Grenzerfahrung, von einer komplett Irren in einem deutschen Kleinwagen durch den beginnenden Londoner Berufsverkehr gefahren zu werden, will ich jetzt hier nicht weiter sprechen, nur soviel sei gesagt: Kennt einer die Top Gear-Folge, in der Sabine Schmidt auf dem Nürburgring eine Runde mit einem Ford Transit fährt? Wenn nicht:


Weisse Bescheid?

Nachdem wir unfallfrei, aber angstschweißgetränkt (ich) und zufrieden (T.) zu Hause angekommen waren, gab es erst mal eine Runde Cider (was sonst) und das seit einem Jahr fällige weibliche Äquivalent zum echten Männergespräch. SchnackSchnack. Nach zwei Tagen Wiedersehensfreude, sowohl mit T. als auch mit London, stellten wir fest: Es ist Ende Januar, also: Chinese New Year! Gehen wir feiern. Auch wenns noch zwei Tage hin ist, wir feiern jetzt, denn in zwei Tagen bin ich nicht mehr da. Es kam natürlich, was kommen musste, wir landeten im übelsten Laden in Chinatown. Also dem gefühlt übelsten Laden. Noch guter Laune akzeptierten wir den Tisch im hinteren Gastraum vor dem Notausgang und zwischen Kartons mit Servietten und Besteck. Unbeeindruckt von den äußeren Mängeln, (der Laden war brechend voll, vielleicht war das ja ein Geheimtip und das Essen war super? Wer weiß das schon?) bestellten wir bei einer schlecht gelaunten Kellnerin unsere Getränke, die wir in fleckig-schmierigen Gläsern an den Tisch gebracht bekamen. Dann kam das Essen.
Näher beschreiben will ich das nicht, die Suppe sah aus wie Tapetenkleister mit Fitzelchen von Brust von Huhn, das Fleisch (Fleisch?? Wer weiß?) war verkohlt und die Frühlingsrollen, naja, reden wir nicht drüber. Aber N. die dritte im Bunde, die wollte drüber reden. Mit der Kellnerin. Und was dann passierte, war das absolute Highlight des Abends:
N., (in denkbar schlechtem, von sächsicher Mundart geprägtem Englisch):"I'm sorry, but I can't eat this."
Kellnerin, in ebenso halsbrecherischem Englisch, mit deutlich asiatischer Ausprägung in der Aussprache):"Doesn't taste?"
N.: "No, it doesn't 'doesn't taste', it tastes awful."
Kellnerin: "Ah. You want new?"
N.: "Yes please."
Kellnerin: "OK!"
N.: (zu uns): Siehste, geht doch.
10 Minuten später:
Kellnerin: "Your fresh and delicious food!"
Sagt's und wirft einen Pappteller mit Frühlingsrollen, gebratenem Fleisch, und etwas, das aussieht wie ein halber Hühnerfuß aus einem Meter Entfernung auf den Tisch. Das Schälchen mit der Sauce, die aussieht, wie das, wozu T. in der Ausbildung immer 'Schweineeimer' zu sagen pflegte, wird in Bewegung gesetzt und rutscht mit Schwung über den Tischrand und landet an einem Karton mit Servietten.
Wir sitzen da, starren uns mit offenen Mündern an und versuchen, nicht anzufangen zu lachen. Die Angst vor der Kellnerin und das Bedürfnis, hysterisch loszukichern hält sich bei allen in etwa die Waage. Jeder starrt eine Minute oder so auf seinen Teller, bis T. schließlich sagt: " Also, essen wir jetzt, oder gehen wir? Ich finde, etwas so liebevoll serviertes muss ich wenigstens probieren." Kurz und gut: Wir haben gegessen, also zumindest alles Essbare auf dem Tisch probiert. Und die Frühlingsrollen waren nach dem Fleisch gar nicht mal so schlecht, ehrlich. Zwischendurch hob N. noch mal, zaghaft wie eine 5-Klässlerin, die mal zum Klo muss, den Arm, um etwas zu trinken zu bestellen, was T. mit den Worten: "Bist Du verrückt? Bloß nichts zum Werfen oder Schütten bestellen! Ich hab keine Lust mit nassen Klamotten nach Hause zu laufen!" unterband.
Zum Schluss haben wir noch ein Knallbonbon gezogen, schließlich haben wir Silvester gefeiert, da darf man das, und der Kellnerin, weil Silvester war, ein Trinkgeld dagelassen.
Ich liebe London, ehrlich.

Also manchmal,
ARGH! stuff
ARGH!ARGH!!
dorm stuff
everyday stuff
heartstrings
interpersonal stuff
london stuff
menfolk-stricken stuff
Musik: An!
musing stuff
poppycock stuff
pub stuff
stöckchen stuff
yeahbaby!yeah!
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