london stuff

Mittwoch, 31. Oktober 2007

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Der 4-tägige Besuch bei Freundin T. in London ist eigentlich eine eigene Reihe in der Rubrik London-stuff wert, aber heute beschränke ich mich auf
Den Abend, an dem wir chinese new year feierten und mit Essen beworfen wurden.
Es war Ende Januar 2004, als ich beschloss, Freundin T. zu besuchen. Die arbeitete seit einem knappen Jahr für eine renommierte Hoteliersfamilie, deren bekanntester Spross nach einer Gestalt der griechischen Mythologie, einer europäischen Hauptstadt, der Einbeerenfamilie oder dem Asteroiden Nr. 3317 benannt ist. (Ich persönlich finde die Einbeerenfamilie am schönsten: das Pflanzerl ist giftig und wird auch Sauauge oder Teufelsbeere genannt. Naja, das nur am Rande.)
Wie auch immer, Freundin T. jedenfalls saß seit einem Jahr in London und wollte besucht werden. Ich setzte mich denn auch in ein Flugzeug, T. sich ins Auto und wir trafen uns in Luton. Über die todesnahe Grenzerfahrung, von einer komplett Irren in einem deutschen Kleinwagen durch den beginnenden Londoner Berufsverkehr gefahren zu werden, will ich jetzt hier nicht weiter sprechen, nur soviel sei gesagt: Kennt einer die Top Gear-Folge, in der Sabine Schmidt auf dem Nürburgring eine Runde mit einem Ford Transit fährt? Wenn nicht:


Weisse Bescheid?

Nachdem wir unfallfrei, aber angstschweißgetränkt (ich) und zufrieden (T.) zu Hause angekommen waren, gab es erst mal eine Runde Cider (was sonst) und das seit einem Jahr fällige weibliche Äquivalent zum echten Männergespräch. SchnackSchnack. Nach zwei Tagen Wiedersehensfreude, sowohl mit T. als auch mit London, stellten wir fest: Es ist Ende Januar, also: Chinese New Year! Gehen wir feiern. Auch wenns noch zwei Tage hin ist, wir feiern jetzt, denn in zwei Tagen bin ich nicht mehr da. Es kam natürlich, was kommen musste, wir landeten im übelsten Laden in Chinatown. Also dem gefühlt übelsten Laden. Noch guter Laune akzeptierten wir den Tisch im hinteren Gastraum vor dem Notausgang und zwischen Kartons mit Servietten und Besteck. Unbeeindruckt von den äußeren Mängeln, (der Laden war brechend voll, vielleicht war das ja ein Geheimtip und das Essen war super? Wer weiß das schon?) bestellten wir bei einer schlecht gelaunten Kellnerin unsere Getränke, die wir in fleckig-schmierigen Gläsern an den Tisch gebracht bekamen. Dann kam das Essen.
Näher beschreiben will ich das nicht, die Suppe sah aus wie Tapetenkleister mit Fitzelchen von Brust von Huhn, das Fleisch (Fleisch?? Wer weiß?) war verkohlt und die Frühlingsrollen, naja, reden wir nicht drüber. Aber N. die dritte im Bunde, die wollte drüber reden. Mit der Kellnerin. Und was dann passierte, war das absolute Highlight des Abends:
N., (in denkbar schlechtem, von sächsicher Mundart geprägtem Englisch):"I'm sorry, but I can't eat this."
Kellnerin, in ebenso halsbrecherischem Englisch, mit deutlich asiatischer Ausprägung in der Aussprache):"Doesn't taste?"
N.: "No, it doesn't 'doesn't taste', it tastes awful."
Kellnerin: "Ah. You want new?"
N.: "Yes please."
Kellnerin: "OK!"
N.: (zu uns): Siehste, geht doch.
10 Minuten später:
Kellnerin: "Your fresh and delicious food!"
Sagt's und wirft einen Pappteller mit Frühlingsrollen, gebratenem Fleisch, und etwas, das aussieht wie ein halber Hühnerfuß aus einem Meter Entfernung auf den Tisch. Das Schälchen mit der Sauce, die aussieht, wie das, wozu T. in der Ausbildung immer 'Schweineeimer' zu sagen pflegte, wird in Bewegung gesetzt und rutscht mit Schwung über den Tischrand und landet an einem Karton mit Servietten.
Wir sitzen da, starren uns mit offenen Mündern an und versuchen, nicht anzufangen zu lachen. Die Angst vor der Kellnerin und das Bedürfnis, hysterisch loszukichern hält sich bei allen in etwa die Waage. Jeder starrt eine Minute oder so auf seinen Teller, bis T. schließlich sagt: " Also, essen wir jetzt, oder gehen wir? Ich finde, etwas so liebevoll serviertes muss ich wenigstens probieren." Kurz und gut: Wir haben gegessen, also zumindest alles Essbare auf dem Tisch probiert. Und die Frühlingsrollen waren nach dem Fleisch gar nicht mal so schlecht, ehrlich. Zwischendurch hob N. noch mal, zaghaft wie eine 5-Klässlerin, die mal zum Klo muss, den Arm, um etwas zu trinken zu bestellen, was T. mit den Worten: "Bist Du verrückt? Bloß nichts zum Werfen oder Schütten bestellen! Ich hab keine Lust mit nassen Klamotten nach Hause zu laufen!" unterband.
Zum Schluss haben wir noch ein Knallbonbon gezogen, schließlich haben wir Silvester gefeiert, da darf man das, und der Kellnerin, weil Silvester war, ein Trinkgeld dagelassen.
Ich liebe London, ehrlich.

Montag, 1. Oktober 2007

Don't be so ill-bred!

Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne verreise, und dass ich besonders gerne in Großbritannien reise. Spanien, Italien, Kroatien, all diese wunderbaren Urlaubsziele lasse ich links liegen für mein geliebtes Great Britain. Sonne und Strand tausche ich mit Freuden gegen wunderbar wilde Landschaft, englischen Sommerregen und diese besondere Stimmung in London. Gut, ich geb's ja zu, ich geh in London auch gerne feiern, bunte Lichter angucken, das Mayor's Thamse Festival besuchen und einfach nur in der Stadt umherstreifen. Die englische Lebensart liegt mir, beinahe mehr als die deutsche: Ich bin gerne unverbindlich höflich, trinke gerne ein Cider nach Feierabend, liebe 100% pure beef auf meinem Teller und schwarzen Tee mit Milch in der Tasse, ich liebe es, Lamm mit Minze oder cottage pie zu essen und zu kochen, Bingo zu spielen, tube zu fahren, und all diese kleinen Dinge zu tun, die dieses Land für mich so attraktiv machen. Gut, wenn man mir sagt: "Du siehst irgendwie britisch aus." frage ich mich zuerst, ob ich heute schlecht angezogen bin, aber darum geht es jetzt grade nicht. Diese Geschichte erzähle ich vielleicht ein anderes Mal.
Ein Grund, warum ich den Aufenthalt in England immer wieder aufs Neue genießen kann, ist die eben schon erwähnte unverbindliche Höflichkeit. Als Deutsche, frisch aus Meckerland eingetroffen, geht sie einem runter wie Öl, streichelt meine, von bis zu den Knien heruntergezogenen, verkniffenen Mundwinkeln umgebene, eher optimistische Seele. Ja, ich will höflich behandelt werden, auch wenn es nur oberflächlich und mechanisch ist und nicht von Herzen kommt. Das ist besser als nichts, wirklich. Nein, mich stört es nicht, mit einem freundlichen "How are you doing?" begrüßt zu werden, auch wenn ich genau weiß, dass mein Gegenüber sich nicht im Mindesten für meine physische und psychische Verfassung interessiert. Warum sollte er auch? Höflichkeit jedoch garantiert uns ein respektvolles Miteinander, auch wenn man den anderen nicht ausstehen kann. Und genau dieser respektvolle Umgang miteinander, der als, wenn auch nichtssagende, Formel erlernt wird, macht den Aufenthalt in England für mich immer zu einer sehr entspannenden Sache.
Das Schwierigste an diesen Reisen ist allerdings mit Abstand das nach Hause kommen. Man steigt aus dem Flieger, in die nächste Bahn nach Hause und erlebt des Deutschen Alltag: Schimpfen ("Nimm sofort Deinen verdammten Koffer von meinem Fuß, Du Penner! Ich hab 2 Stunden Flug hinter mir, bin müde und du gehst mir auf die Nerven!" O-Ton einer etwa 40jährigen Frau in der Bahn) und meckern. Ähnliche Situation in London in der U-Bahn: Man entschuldigt sich, der andere bedankt sich für die Entschuldigung, man lächelt sich kurz an und kommt eventuell ins Gespräch. An der nächsten Station steigt man aus, weil man aussteigen muss, und wünscht dem anderen noch einen schönen Tag. Das ist auch das Mindeste, denn schließlich war man gerade auf engstem Raum zusammengepfercht, hat den Fuß des anderen in übelster Weise zertreten, weil man sich nicht festgehalten hat, als die tube anfuhr, wurde mit dem Gesicht in die Achselhöhle des anderen gedrückt, was nun, wie jeder weiß, der regelmäßig U-Bahn oder Straßenbahn fährt, der intimste Bereich und die größte Schwachstelle des Bahnfahrenden ist. Trifft man jetzt durch einen Zufall eben diesen Menschen beim Ausgehen am Leicester Square in einem Club wieder, kann man sagen: "Hey! I met your toe and your armpit this morning. How are you doing now?" und muss sich nicht beschämt zur Seite ducken, weil man sich heute morgen daneben benommen hat.
Und so heißt es alle Jahre wieder, wenn ich aus England nach Deutschland zurückkehre: Welcome back to Germany. und: Don't be so ill-bred! It gives much more pleasure to be polite!

Freitag, 17. August 2007

Städtereisen at its best

Eines Tages saß ich mit Freundin B. zusammen und wir entwickelten in einer von Tequila und Sekt geprägten Stimmung den Plan, uns in die nächstbeste europäische Hauptstadt zu begeben. Dort, so war der Plan, wollten wir neben obligatorischem sightseeing, auch etwas erleben. Der Plan, von partiellem Größenwahn genährt, gewann an Gestalt, und so buchte ich über das Internet drei Flüge nach London. Standesgemäß, also möglichst kostengünstig, buchte ich bei KLM UK unlimited Düsseldorf - Stansted und zurück. Drei Flüge waren von Nöten, denn J., ihres Zeichens kleine Schwester von B., hatte ihren selbstlosen Entschluss, auf uns aufzupassen kundgetan, und bedurfte ebenfalls der Beförderung durch diese großartige Fluggesellschaft. Nun denn, eine Unterkunft war auch schnell gefunden, das großartige, seitdem immer wieder gerne besuchte St. Christopher's Inn, sollte uns für 3 Nächte beherbergen. Zunächst jedoch ging es um 4 Uhr morgens mit dem Zug zum Flughafen, dann in den Flieger nach Stansted. Müde stolperten wir aus dem Gate, suchten unseren Bus nach London, gaben unser Gepäck in die Hände des Busfahrers und suchten uns einen bequemen Platz im Bus. Kaum hatten wir uns unseren Platz gesucht, wie immer hinten, (kennen wir alle, nicht wahr, die coolen Leute sitzen immer hinten, das ist in England auch nicht anders) purzelte ein Schwarm junger Männer in den Bus. Wir drei saßen dort hinten im Bus, sahen jeden einzelnen einsteigen und sich (JA!) den hinteren Sitzreihen nähern. Alle gutaussehend, gepflegt, gut gekleidet, in unserem Alter. Triumphierend wechselten wir erste Blicke, der meine glich: Hab ich es nicht gesagt!!! J.'s Blick enthielt eindeutiges Vergnügen und B. schaute wie immer etwas irritiert. In ihrem Blick sah ich etwas, das mich veranlasste, die zukünftigen Reisebegleiter etwas näher zu betrachten. Auch J. wandte den Blick und in unser beider Köpfen flimmerte synchron die Erkenntnis über den Schirm: Scheiße! Schwul! Alle! Unsere entsetzten und enttäuschten Blicke trafen sich, während die regenbogenfarbene Reisegruppe sich um uns verteilte und der ein oder andere ein fröhliches 'Hallo-o!' hören ließ. However, wir hatten die lustigste Busreise überhaupt. Selten habe ich mit so entspannten Menschen in einer Stage Coach gesessen, die mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Londoner Vororte preschte und uns ein ums andere Mal gegeneinander warf wie Plätzchen in der Keksdose. Unvergessen auch die Gespräche über Lieblingsessen (gebratene Blutwurst mit Pflaumensoße), den letzten Liebhaber (das blöde Schwein!) und den schnuckeligen jungen, blonden Briten hinten links auf dem Fensterplatz in der letzten Sitzreihe (uneingeschränkte Zustimmung unsererseits). Der allerdings stieg drei Stationen vor uns aus und wünschte den Damen und Herren in tadellosem Deutsch mit leicht bayrischem Akzent einen schönen Aufenthalt. Argh!
An der Victoria Station trennten sich unsere Wege und die regenbogenfarbene Reisegruppe stöckelte zu ihrem Quartier in Soho, während wir die tube in Richtung Borough nahmen und im Hostel eincheckten. Schnell wurde das Gepäck verstaut, sich frisch gemacht und ab ging es zum Sehenswürdigkeiten betrachten. Ich schwöre, wir hatten es wirklich vor. Ehrlich. Nur war die Bar im Hostel so verlockend, dass wir erst mal was frühstücken mussten. Zum Frühstück gab es standesgemäß das erste Cider, schließlich war 11 Uhr morgens schon seit geraumer Zeit verstrichen. So also haben wir den ersten Tag zur ersten Hälfte in der Hostel Bar verbracht, die zweite Tageshälfte verbrachten wir leicht erheitert damit die ersten typischen Touristenziele in dieser großartigen Stadt anzusteuern. Tag 1 ging relativ unspektakulär zu Ende, Tag 2 war dem sightseeing, einkaufen, kichern und trinken gewidmet, was Frauen eben so machen. Tag 3 hingegen hatte es in sich. Morgens um 11 öffneten die Pubs, und wir, die wir schon die englische Lebensart verinnerlicht hatten, begannen um 11.30 h damit, den Tag mit einem ersten pint cider zu verschönern. Das wiederholten wir zu ungezählten Gelegenheiten auf unserem Weg durch die Stadt aller Städte. Die Pubdichte auf all unseren Wegen war recht hoch. So tranken wir uns durch unseren Tag, ohne betrunken zu werden, denn die Lebensgeister wurden durch kräftiges Shoppen von Zeit zu Zeit wiederbelebt. Allerdings befanden wir uns gegen Abend in einem für uns und unsere Umwelt recht gefährlichen Zustand: Dem Kampftrinker-Modus. Von unserer Unbesiegbarkeit und unserem umwerfenden Charme überzeugt besuchten wir also die Hostel-Bar. Im Laufe des Abends kreuzte ein kleiner Engländer namens Stephen (oder so ähnlich) meinen Weg, welcher beschloss, dass ich die große Liebe seines Lebens sei und mir fortan nicht mehr von der Seite wich. Diese Entwicklung bescherte uns einen Abend voller kostenloser Drinks und mir einen mordsmäßigen Kater und die bis heute andauernde Häme meiner beiden Freundinnen. Als es nämlich Zeit war ins Bett zu gehen, da der Flieger am nächsten Morgen um 11 h starten würde, ob mit oder ohne mich, nahm der kleine Stephen meine Hand, flüsterte mir mit heiserer Stimme unanständige Sachen ins Ohr, während er mein Ohrläppchen ableckte. Ich, die ich den kostenlosen Drinks wohl etwas zu sorglos zugesprochen hatte, verspürte mit einem Mal, den dringenden Wunsch, den kleinen Stephen nach Hause zu begleiten. Er war doch so nett und ich fand es auf einmal gar nicht mehr schlimm, dass er kleiner war als ich. Seine strubbeligen roten Haare und die Form seiner Nase und seines Kinns erschienen mir auf einmal nicht mehr allzu kantig, sondern charaktervoll interessant. Nach einigem Hin und Her schaltete sich in einem lichten Moment der Verstand, und der Wunsch, mich bei Bedarf mehr oder weniger ungestört der letzten Liter cider entledigen zu können, zwischen mich und eine Nacht voller Glückseligkeit; ich verschwand, nicht ohne Bedauern (jaja, ich weiß schon), mit den beiden Freundinnen im Hostel. Was ist nun meine Lehre aus diesem unvergessenen Wochenende?
1) Nimm immer Deine Freundinnen mit, wenn Du vorhast, Dich in einer fremden Stadt zu amüsieren. Sie werden Dich beschützen. Auch vor Dir selber.
2) Lasse NIE einen Mann an Deine Ohrläppchen. Da scheint der Ausschalter für den Verstand einer Frau zu sitzen.
3) Das Bedürfnis nach unbeobachtetem Kotzen kann manchmal eine große Entscheidungshilfe sein.
4) Heiratsanträge von betrunkenen Engländern sind schön, sollten aber ignoriert werden.

Was soll ich sagen. Im September bin ich dann mal wieder in good old London....

Also manchmal,
ARGH! stuff
ARGH!ARGH!!
dorm stuff
everyday stuff
heartstrings
interpersonal stuff
london stuff
menfolk-stricken stuff
Musik: An!
musing stuff
poppycock stuff
pub stuff
stöckchen stuff
yeahbaby!yeah!
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