Montag, 7. Juli 2008

...

Ich stehe da, an den Kotflügel des Autos gelehnt, und rauche eine Zigarette, als er mich anspricht. „Ma’am?“ sagt er. Ich drehe mich und sehe mich einem Soldaten in meinem Alter gegenüber. Ein Blick auf seinen Ärmel und ich weiß: Ok, das ist Polizei. Besser nett sein.
Nicht verwunderlich, das Ganze. Schließlich stehe ich in einer amerikanischen Kaserne einfach nur so auf einem Parkplatz herum und Zivilisten, die in einer Kaserne einfach nur so herumstehen, werden eben auch mal kontrolliert. Ich mache so was wie: „hmmm, yeees?“ und er, eine Hand auf dem Gewehrlauf, um ihn nach unten zu drücken: „What are you doing here?“ Er will natürlich nicht wissen, was ich hier grade tue, sondern was ich in diesem Teil der Kaserne zu suchen habe. Also lächle ich ihn an und sage meinen Namen und das, was man mir gesagt hat, was ich in dieser Situation sagen soll: Dass ich auf einen Freund warte, der hier arbeitet, dessen Vorgesetzter soundso heißt, der Freund gleich Feierabend hat und ich ihn nur abholen will und nenne die Telefonnummer, unter der er sich das bestätigen lassen kann.
“Aha“ macht er, ganz deutsch im Tonfall "You are german?“ „Ja“ sag ich und grinse ihn an und er grinst zurück. Dann ermahnt er mich und erinnert mich daran, dass ich hier eigentlich nichts, aber auch gar nichts zu suchen habe, verlangt meinen Pass und meine natürlich nicht vorhandene military ID. (Ich bin ja nicht military, und natürlich weiß ich auch, dass hier eigentlich kein öffentlich zugänglicher Teil der Kaserne ist, sondern die Raketenschule, aber hier arbeitet mein Freund nun mal und ich muss ihn abholen, weil seine Frau verhindert ist.)
Ich gucke den Sergeant hilflos an und will ihn grade mit meinem patentierten Dackelblick außer Gefecht setzen, da fängt er an, mich auszufragen, während er die Einreisestempel in meinem Pass kontrolliert.
Aus welchem Teil Deutschlands kommst Du (OH MEIN GOTT! Ein Ami, der weiß, dass Deutschland nicht nur Bayern ist!), was machst Du hier, mit welcher Fluglinie bist Du hergekommen? Nicht mit Delta? Du sprichst aber nicht wie eine Deutsche, woher kommt das denn? Bei „und wie gefällt Dir Texas?" und als er fragt: "Ist das ein '73er oder ein '76er?“ und damit das Auto meint, schnalle ich endlich, dass er mich nicht mehr überprüfen will, sondern Konversation macht. Flirtet der etwa grade mit mir, oder findet er nur das Auto, das tatsächlich von 1976 ist, (ich hatte schon immer eine Schwäche für Autos in meinem Alter, mein erstes war nur 5 Jahre jünger als ich, und ich schwöre, wenn ich groß bin, finde ich DEN Dodge Monaco, der 1974 genau für mich gebaut wurde!) interessant?? Ich glaubs ja nicht!
Und dann, des Rätsels Lösung: Er wird in Kürze nach Deutschland versetzt, und da alle Amerikaner zu glauben scheinen, Deutschland sei so klein wie eine Puppenstube, denkt er wohl, er könnte schon mal Bekanntschaften schließen. Für später. Kurzzeitig habe ich richtig Angst, hier in Ft. Bliss für’s dumm rumstehen eingebuchtet zu werden, aber jetzt bin ich lockerer und erzähle ein bisschen von meiner Arbeit, dem Freund der hier stationiert ist und auf den ich hier warte, von meinem bisherigen Urlaub hier und was ich noch vorhabe. Er empfiehlt mir einen mexikanischen Imbiss an der Straße zur Grenze, mit dessen Enchiladas ich mir später auf seine Empfehlung hin den Magen ausbrennen werde, aber um die Tücken der Enchiladas in Lucy’s Restaurant weiß ich da noch nicht. Lucy’s Essen wird mir ein etwa dreitägiges Sodbrennen und eine jahrelang anhaltende Vorsicht im Umgang mit Chili ganz allgemein und grünen Saucen im Speziellen bescheren, aber noch bin ich glücklich und freue mich über diesen Tip von einem Einheimischen.
Als mein Bekannter aus dem Büro kommt und mich ins Gespräch mit der Polizei vertieft vorfindet, sagt er nur: "Typisch Scholli! Nächstes Mal geh lieber Bowlen!"
So hab ich also richtig Bowlen gelernt, und auch wenn ich immer noch keinen 7/10er Split werfen kann, macht es mir heute noch Spaß.

Tja, ich hab wohl mal wieder einen schlimmen Anfall von Fernweh...

Auf-der-I-10-in-New-Mexico-Irgendwo-im-Nirgendwo

Also manchmal,
ARGH! stuff
ARGH!ARGH!!
dorm stuff
everyday stuff
heartstrings
interpersonal stuff
london stuff
menfolk-stricken stuff
Musik: An!
musing stuff
poppycock stuff
pub stuff
stöckchen stuff
yeahbaby!yeah!
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