Irgendwann in der letzten Woche hatten wir uns zu folgender Aktion entschlossen:
Wir setzen uns in die U-Bahn und fahren in jeder Linie einmal bis zur Endhaltestelle. Lerne Köln kennen mal anders.
Gestern war, als erstes Ziel, die Linie 9 mit dem Königsforst dran. Sülz kenne ich ja, da hab ich gewohnt und da muss ich auch nicht mehr hin. Sülz wird gemeinhin überschätzt. Ein Riesenstadtteil, von dem die Leute gerne sagen, er sei hip, In oder sonstwas, aber wenn man da wohnt, sieht man nur Rentner und Leute die sich selber für cool halten, aber ein absolutes Spießerleben führen. Mich gruselts jetzt noch ein bisschen, wenn ich an die Zeit da denke.
Aber was haben wir da tolles erlebt. Im Königsforst
Nicht nur, dass der Königsforst, in Wikipedia als
Kölns Naherholungsgebiet schlechthin angepriesen, eher langweilig ist. Gut, wir Landkinder wissen, wie ein richtiger Wald aussieht, und zwar nicht unbedingt so:
Wir dummen Landkinder finden auch Müll im Park schlimmer als der gebürtige Kölner, der ohnehin mit Wonne seine geliebte Stadt verdreckt. Und wir Landeier merken auch, wenn man im Naherholungsgebiet sein eigenes Wort kaum versteht, weil die Autobahn so nah ist.
Nagut, vielleicht haben wir einfach nur die falsche Ecke vom Königsforst erwischt. Vielleicht probieren wir das noch mal, aber irgendwie ist mir die Lust auf dieses Naherholungsgebiet vergangen.
Dafür gab es aber auf der Rückfahrt wieder jede Menge Spaß in der Bahn. Kaum waren wir eine Station weit in Richtung Innenstadt gefahren, ließ sich vor uns eine Kleinfamilie nieder. Naja, nichts Ungewöhnliches soweit.
Bis Papi direkt vor unserer Nase anfing, das Haar seiner etwa sechsjährigen Tochter nach Läusen abzusuchen. So sah es auf jeden Fall aus, denn mit spitzen Fingern im Haupthaar der Tochter Strähne für Strähne abzuteilen und gründlich die Kopfhaut zu inspizieren: Was soll das sonst sein? Und die beiden saßen auch noch in genau der Haltung da, in der man diese Vorgehensweise bei Affen im Zoo beobachten kann. Tut mir leid, war aber so. Wir wechselten einen entsetzten Blick, den die Mutter des unglücklichen Kindes wohl bemerkte, denn sie trompetete heraus:
„Schantall, hasse wieda im Sand jespielt, was!?“
Ja, nee is klar, im Sand gespielt.
Ich sag's euch: Ein Fest für alle Sinne, das war dieser Ausflug. Beim nächsten Mal gerne mehr davon, aber dann in Zündorf oder Frechen, mit der Linie 7.
Scholli - 23. Apr, 00:01