Freitag, 17. August 2007

Städtereisen at its best

Eines Tages saß ich mit Freundin B. zusammen und wir entwickelten in einer von Tequila und Sekt geprägten Stimmung den Plan, uns in die nächstbeste europäische Hauptstadt zu begeben. Dort, so war der Plan, wollten wir neben obligatorischem sightseeing, auch etwas erleben. Der Plan, von partiellem Größenwahn genährt, gewann an Gestalt, und so buchte ich über das Internet drei Flüge nach London. Standesgemäß, also möglichst kostengünstig, buchte ich bei KLM UK unlimited Düsseldorf - Stansted und zurück. Drei Flüge waren von Nöten, denn J., ihres Zeichens kleine Schwester von B., hatte ihren selbstlosen Entschluss, auf uns aufzupassen kundgetan, und bedurfte ebenfalls der Beförderung durch diese großartige Fluggesellschaft. Nun denn, eine Unterkunft war auch schnell gefunden, das großartige, seitdem immer wieder gerne besuchte St. Christopher's Inn, sollte uns für 3 Nächte beherbergen. Zunächst jedoch ging es um 4 Uhr morgens mit dem Zug zum Flughafen, dann in den Flieger nach Stansted. Müde stolperten wir aus dem Gate, suchten unseren Bus nach London, gaben unser Gepäck in die Hände des Busfahrers und suchten uns einen bequemen Platz im Bus. Kaum hatten wir uns unseren Platz gesucht, wie immer hinten, (kennen wir alle, nicht wahr, die coolen Leute sitzen immer hinten, das ist in England auch nicht anders) purzelte ein Schwarm junger Männer in den Bus. Wir drei saßen dort hinten im Bus, sahen jeden einzelnen einsteigen und sich (JA!) den hinteren Sitzreihen nähern. Alle gutaussehend, gepflegt, gut gekleidet, in unserem Alter. Triumphierend wechselten wir erste Blicke, der meine glich: Hab ich es nicht gesagt!!! J.'s Blick enthielt eindeutiges Vergnügen und B. schaute wie immer etwas irritiert. In ihrem Blick sah ich etwas, das mich veranlasste, die zukünftigen Reisebegleiter etwas näher zu betrachten. Auch J. wandte den Blick und in unser beider Köpfen flimmerte synchron die Erkenntnis über den Schirm: Scheiße! Schwul! Alle! Unsere entsetzten und enttäuschten Blicke trafen sich, während die regenbogenfarbene Reisegruppe sich um uns verteilte und der ein oder andere ein fröhliches 'Hallo-o!' hören ließ. However, wir hatten die lustigste Busreise überhaupt. Selten habe ich mit so entspannten Menschen in einer Stage Coach gesessen, die mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Londoner Vororte preschte und uns ein ums andere Mal gegeneinander warf wie Plätzchen in der Keksdose. Unvergessen auch die Gespräche über Lieblingsessen (gebratene Blutwurst mit Pflaumensoße), den letzten Liebhaber (das blöde Schwein!) und den schnuckeligen jungen, blonden Briten hinten links auf dem Fensterplatz in der letzten Sitzreihe (uneingeschränkte Zustimmung unsererseits). Der allerdings stieg drei Stationen vor uns aus und wünschte den Damen und Herren in tadellosem Deutsch mit leicht bayrischem Akzent einen schönen Aufenthalt. Argh!
An der Victoria Station trennten sich unsere Wege und die regenbogenfarbene Reisegruppe stöckelte zu ihrem Quartier in Soho, während wir die tube in Richtung Borough nahmen und im Hostel eincheckten. Schnell wurde das Gepäck verstaut, sich frisch gemacht und ab ging es zum Sehenswürdigkeiten betrachten. Ich schwöre, wir hatten es wirklich vor. Ehrlich. Nur war die Bar im Hostel so verlockend, dass wir erst mal was frühstücken mussten. Zum Frühstück gab es standesgemäß das erste Cider, schließlich war 11 Uhr morgens schon seit geraumer Zeit verstrichen. So also haben wir den ersten Tag zur ersten Hälfte in der Hostel Bar verbracht, die zweite Tageshälfte verbrachten wir leicht erheitert damit die ersten typischen Touristenziele in dieser großartigen Stadt anzusteuern. Tag 1 ging relativ unspektakulär zu Ende, Tag 2 war dem sightseeing, einkaufen, kichern und trinken gewidmet, was Frauen eben so machen. Tag 3 hingegen hatte es in sich. Morgens um 11 öffneten die Pubs, und wir, die wir schon die englische Lebensart verinnerlicht hatten, begannen um 11.30 h damit, den Tag mit einem ersten pint cider zu verschönern. Das wiederholten wir zu ungezählten Gelegenheiten auf unserem Weg durch die Stadt aller Städte. Die Pubdichte auf all unseren Wegen war recht hoch. So tranken wir uns durch unseren Tag, ohne betrunken zu werden, denn die Lebensgeister wurden durch kräftiges Shoppen von Zeit zu Zeit wiederbelebt. Allerdings befanden wir uns gegen Abend in einem für uns und unsere Umwelt recht gefährlichen Zustand: Dem Kampftrinker-Modus. Von unserer Unbesiegbarkeit und unserem umwerfenden Charme überzeugt besuchten wir also die Hostel-Bar. Im Laufe des Abends kreuzte ein kleiner Engländer namens Stephen (oder so ähnlich) meinen Weg, welcher beschloss, dass ich die große Liebe seines Lebens sei und mir fortan nicht mehr von der Seite wich. Diese Entwicklung bescherte uns einen Abend voller kostenloser Drinks und mir einen mordsmäßigen Kater und die bis heute andauernde Häme meiner beiden Freundinnen. Als es nämlich Zeit war ins Bett zu gehen, da der Flieger am nächsten Morgen um 11 h starten würde, ob mit oder ohne mich, nahm der kleine Stephen meine Hand, flüsterte mir mit heiserer Stimme unanständige Sachen ins Ohr, während er mein Ohrläppchen ableckte. Ich, die ich den kostenlosen Drinks wohl etwas zu sorglos zugesprochen hatte, verspürte mit einem Mal, den dringenden Wunsch, den kleinen Stephen nach Hause zu begleiten. Er war doch so nett und ich fand es auf einmal gar nicht mehr schlimm, dass er kleiner war als ich. Seine strubbeligen roten Haare und die Form seiner Nase und seines Kinns erschienen mir auf einmal nicht mehr allzu kantig, sondern charaktervoll interessant. Nach einigem Hin und Her schaltete sich in einem lichten Moment der Verstand, und der Wunsch, mich bei Bedarf mehr oder weniger ungestört der letzten Liter cider entledigen zu können, zwischen mich und eine Nacht voller Glückseligkeit; ich verschwand, nicht ohne Bedauern (jaja, ich weiß schon), mit den beiden Freundinnen im Hostel. Was ist nun meine Lehre aus diesem unvergessenen Wochenende?
1) Nimm immer Deine Freundinnen mit, wenn Du vorhast, Dich in einer fremden Stadt zu amüsieren. Sie werden Dich beschützen. Auch vor Dir selber.
2) Lasse NIE einen Mann an Deine Ohrläppchen. Da scheint der Ausschalter für den Verstand einer Frau zu sitzen.
3) Das Bedürfnis nach unbeobachtetem Kotzen kann manchmal eine große Entscheidungshilfe sein.
4) Heiratsanträge von betrunkenen Engländern sind schön, sollten aber ignoriert werden.

Was soll ich sagen. Im September bin ich dann mal wieder in good old London....

Also manchmal,
ARGH! stuff
ARGH!ARGH!!
dorm stuff
everyday stuff
heartstrings
interpersonal stuff
london stuff
menfolk-stricken stuff
Musik: An!
musing stuff
poppycock stuff
pub stuff
stöckchen stuff
yeahbaby!yeah!
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren