Montag, 22. Oktober 2007

Wie soll...

man das noch ein weiteres Jahr aushalten? Jedes Monatsende gestaltet sich zu einem Kampf um den letzten Cent im Geldbeutel, den man nicht ausgeben möchte, weil man ihn eigentlich schon nicht mehr hat. Ein Lebensmittelbudget von knappen 12 - 15 Euro pro Woche, was wohl kaum noch zu unterbieten ist, und jeden Monat die Frage, woher nimmt man das Geld für Bücher, Kopien, Papier, Essen? Von neuer Kleidung, Kosmetikartikeln, Ausgehen redet man gar nicht mehr, man flickt die Hosen und sieht trotzdem nicht aus wie der letzte Penner, benutzt Schminke nur sparsam und geht nur dann aus, wenn man eingeladen ist. Und da man nicht gerne permanent andere für einen bezahlen lassen will, geht man immer seltener aus. Man sitzt mit anderen Studenten zusammen, und zum ersten Mal fällt der Satz: "Wär ich doch schon fertig, dann könnte ich Hartz IV beantragen, müsste mich nicht privat krankenversichern, meine Miete würde bezahlt und ich hätte mehr Geld als jetzt. Hartz IV ist eine Erholung gegen das hier." Kann ja sein, dass es so ist. Nicht dass hier einer glaubt, ich würde denken, dass Hartz IV ein Spaß wäre, so ist das nicht gemeint.
Und dann ist da noch der Wunsch, nach dem Magister zu promovieren, am besten in England. Aber geht das? Noch mal 3 Jahre knapp unter dem Existenzminimum? Und schaffe ich es, ein Stipendium zu bekommen? Jetzt grade sage ich: Nein, geht nicht. Kann ich nicht mehr und will ich nicht mehr. Ich will endlich wieder sozialversichert arbeiten, nicht nur diese verdammte Hiwi-Stelle, mal ohne Reue ausgehen oder einen Pulli kaufen können. Einfach mal nicht Samstags morgens einen Speiseplan für die nächste Woche schreiben, damit das Budget auch eingehalten werden kann, sondern das kaufen und essen, worauf man an dem Tag grade Lust hat. Nicht spätestens am 15. jeden Monats mit Angst auf die Kontoauszüge schielen und hoffen, dass man nicht schon wieder gezwungen ist, Sachen, die man bezahlen muss, bis zur 3. Mahnung aufzuschieben.
Ich jammere? Nein, ich glaube nicht, denn hier kommt der Clou: Bevor ich angefangen habe zu studieren, habe ich knappe 10 Jahre gearbeitet. Ich habe für dieses Studium eine Menge Sicherheiten sausen lassen. Job im öffentlichen Dienst mit gutem Monatsgehalt, kleine überschaubare Strukturen, vorgefertigte Bahnen mit vorhersehbaren Stationen. Das alles habe ich gegen ein Studium der Geisteswissenschaften eingetauscht, bin also eigentlich ein klassischer Fall von "Selber Schuld". Aber mal ehrlich: Ich würde das Gleiche wieder tun. Es ist nicht immer einfach, und manchmal frage ich mich, wofür ich das alles mache, aber: Ich bereue nichts. Das war's wert. Eigentlich lebe ich gerne so - nicht am Existenzminium, das ist der weniger schöne Teil - aber die Unabhängigkeit, den materiellen Besitz auf ein kleines Auto und bewegliche Habe, die bequem in einen VW-Bus passt, reduziert zu haben, bereit zu sein für jeden Job und jedes Land auf dieser Welt: Die ist es wert. Ich liebe es, zur Uni zu gehen, jeden Tag was lernen zu können, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es mal einen Tag geben könnte, an dem ich sage: Das war's, ich bin fertig mit Lernen. Ich weiß, dass diese Zeit mich in vielerlei Hinsicht für den Rest meines Lebens prägen wird, und ich versuche, das Beste rauszuholen. Wenn ich das hier schaffe, dann schaffe ich alles, was ich mir vornehme. Und jetzt frage ich mich noch mal: Kann man das noch ein weiteres Jahr aushalten? Und jetzt lautet die Antwort: Ja, kann man. Ich kann das.

Also manchmal,
ARGH! stuff
ARGH!ARGH!!
dorm stuff
everyday stuff
heartstrings
interpersonal stuff
london stuff
menfolk-stricken stuff
Musik: An!
musing stuff
poppycock stuff
pub stuff
stöckchen stuff
yeahbaby!yeah!
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