Eben rief ich T an, um nachzufragen, wie die aufgeschwatzte Verabredung gewesen ist. Ich fasse das mal kurz zusammen:
T ist ins Sauerland gefahren, um ihre Mutter zu besuchen und den 'jungen' Mann zu treffen. Zur Sicherheit mittags: Abends kann man sich so schlecht abseilen, die Zeit die man miteinander zu verbringen hat, ist von vornherein begrenzt und Vorschläge, bis in die frühen Morgenstunden noch gemeinsam um die Häuser zu ziehen, erübrigen sich. Zur Sicherheit hat T sich auch das Auto ihrer Mutter geliehen, damit, falls es sich bei dem Angepriesenen um einen geistesgestörten Stalker handelt, der dann ihrer Mutter auflauert und nicht ihr. Die hat das Ganze schließlich angeleiert, warum also auch nicht.
Der vermeintliche Stalker stellt sich aber als harmloser, netter, ein bisschen schüchterner Typ heraus, der im Laufe der Jahre etwas aus der Form geraten ist und nicht mehr die meisten Haare hat. Genauer gesagt fehlt ihm oben auf dem Kopf der Schopf, rundherum bildet sich ein Kranz rostroter Locken. Von Beruf ist er Landwirt, das mag auch die bisherige Abwesenheit einer Lebenspartnerin erklären.
T, eine attraktive und temperamentvolle Rothaarige Anfang 30, hat einen einigermaßen netten Nachmittag mit dem verklemmten Mittvierziger, wird sich aber unter keinen Umständen noch mal mit ihm treffen. Denn:
Das erste Gefühl bei seinem Anblick ist der unmittelbare Drang die Flucht zu ergreifen und der Mutter und deren Freundin eine kräftige Kopfnuss zu verpassen. Nur die gute Erziehung verhindert ein Davonlaufen und T wird sich wohl so schnell nicht mehr auf eine arrangierte Verabredung einlassen, auch wenn der Mann ganz nett und irgendwie unterhaltsam ist. Demnächst wird sie wohl doch eher auf ihr eigenes Urteilsvermögen vertrauen und auf Vermittlungsversuche von unter stellvertretender Torschlusspanik leidenden Elternteilen verzichten.
Dann berichtet T noch vom anschließenden Gespräch mit ihrer Mutter, bei der sie sich über das Wochenende einquartiert hat, denn so oft sieht man sich schließlich auch wieder nicht. T kommt also nach dem etwas langweiligen, aber nicht unbedingt abbrechenswert schlimmen Date bei ihrer Mutter an. Die steht in der Türe und fragt direkt: „Und, wie wars?“ Gut, das war auch meine erste Frage, aber bei mir war die Frage eher: „Und? Wie wars?“ für Hast Du es einigermaßen unbeschadet überstanden? während das „Und? Wie wars?“ der Mutter wohl eher ein UND? Wann heiratest Du? implizierte. T will nicht viel dazu sagen und versucht, eine tiefergehende Analyse mit einem „War ok.“ zu vermeiden. Mutter aber lässt nicht locker und bohrt und bohrt, bis T schließlich der Kragen platzt. „Mama, hör mir mal gut zu“, sagt sie. „Der war nichts für mich und der wird auch nichts werden. Der ist nett, aber nette Seiten hat schließlich jeder irgendwie. Also lass es jetzt gut sein und uns über was anderes reden.“ Und dann, das Killerargument der Mutter: „Kind, jetzt denkst Du so, aber man kann doch jemanden lieben lernen. Warte mal ein bisschen ab und lass alles auf Dich zukommen. Schließlich Achtung, Killerargument JETZT: hat er Eigentum! Einen eigenen Hof!! Das wolltest Du doch immer!“
„Tses!“ sagt T heute morgen zu mir, „als ob ich Bäuerin werden wollte! Genau deswegen gondel ich in der Weltgeschichte rum, geh nach England, komm wieder zurück, mache das Abi nach, überlege, ob ich noch studieren soll, genau deswegen. Soll ich dir mal was sagen?!“ Ich weiß schon, was kommt, deswegen halte ich den Hörer weit weg vom Ohr. „AAAARRRRRRGGGHHHH!!!!“
Warum nur meinen manche Menschen, das Glück bestehe in der klassischen „Eigenheim-Kind-Kombi-Hund-Karriere“? Sicher, es gibt Menschen, die das so wollen, die glücklich damit sind, und dann ist es auch gut für sie. Aber es gibt eben auch Menschen wie T oder auch mich selber, die unter Glück etwas anderes verstehen, die sich, so wie ich, durch Eigentum eher angekettet fühlen und denen materielle Dinge wie ein schickes Auto oder 'ne tolle Wohnung mit teuren Möbeln nicht ganz so wichtig sind. Glück ist doch nicht planbar und schon gar nicht an so etwas messbar, Glück kann einen auf 15 Quadratmetern und mit 3 Euro auf dem Konto schwindelig werden lassen, Glück braucht keinen großen Maßstab.
In diesem Sinne!
mich auch gestern abend ein bisschen gelangweilt habe, als ich neben dem Lesen der linguistischen Texte über die Verknüpfung von politischen und sprachplanerischen Theorien die Spielfilmversion der Dukes of Hazzard im Fernsehen hab laufen lassen, so hat mir der Soundtrack doch einen Song wieder ins Gedächtnis gebracht:
Verdammte Hacke, ich glaub, ich will doch noch mal 20 sein! Der Song und ich, wir sind ungefähr gleich alt, und es ließ sich verdammt gut zusammen feiern, als wir so um die 20 waren. Hach, ich werd ganz nostalgisch. Kennt ihr den auch noch?