SchollisKopfKino

Nachdem ich grade von einer Einladung bei einem süßen kleinen Italiener (bei dem es keine Speisekarte gibt, der Besitzer, auf das Vorteilhafteste mit Cargohosen und T-shirt angetan, in sehr charmantem Akzent die Tageskarte erklärt, einen dabei selbstverständlich dutzt und bei dem dann auch noch das Essen nicht nur gut, sondern sehr gut ist) in meinem alten Viertel komme, wo ich mir den Espresso nach dem Essen nicht verkneifen konnte, bin ich hellwach und kann direkt mal hier aufschreiben, was wieder Grandioses in der Bahn passiert ist. Erst bin ich ja zu Fuß gelaufen, das mach ich ganz gerne, vor allem nachts und wenn es regnet. Kein Witz. Das ist fast schon meditativ, nachts durch den Regen zu laufen. Naja, vom alten Veedel bis zum neuen ist es fast eine Stunde zu laufen, und außerdem muss ich gestehen, dass es selbst mich leicht nervös macht, wenn jemand die ganze Zeit hinter mir herläuft.
Also habe ich die Bahn benutzt. Immer wieder gerne, besonders aber spät abends.
Ich steh da so rum, ganz einfach, weil ich den ganzen Abend über schon gesessen habe, da bemerke ich, wie der Typ, der mir gegenüber steht, mir zuzwinkert. Na, soll er mal, stört mich nicht. Aber er hört nicht auf damit und irgendwie nervt es mich, dass dieser Typ mich hier so offensiv anzwinkert. Also starre ich ihn ausdruckslos an, und ich gedenke, das durchzuhalten, bis er aufhört, blöde Grimassen zu schneiden. Nach einiger Zeit, in der ich ihn anstarre und er munter Grimassen schneidet, scheint er die Geduld zu verlieren und macht mir mit einer Hand so ein Zeichen. Ich vermute, dass er jetzt anfangen wird, mich zu beschimpfen, und das will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Also nehme ich die Ohrstöpsel vom mp3-Player raus und warte.
Aber er schimpft nicht. Statt dessen reckt er den Kopf in meine Richtung und fragt, gerade so, als ob er den Weg wissen wollte:
"Haste Bock zu ficken?"
Achgottchen!!
Obwohl die letzten derartig charmanten Angebote für spontanen Beischlaf schon länger her sind, sage ich:
"Och nöö, lass mal. Nee, hab ich nicht."
Er vernimmt's, zuckt die Achseln und wendet sich ab.
Fragen kann man ja mal, ne. Kost' ja nix, wie die Oma immer gesagt hat.
Tz.